Rückblick auf Rock meets Jazz

Nach dem überwältigenden Erfolg von „ROCK meets JAZZ“ im letzten Jahr luden die Musikinitiative Hürth Rockt e. V. und der Jazzclub Hürth e. V. zur zweiten Auflage des Musikfestivals ins Berli-Theater. Obwohl die letzte Woche der Sommerferien eigentlich zu den publikumsschwächsten Zeiten des Jahres gehört, war der Zuspruch groß: Auffallend viele junge Musikfreunde hatten sich unmittelbar vor dem kleinen, aber feinen Lichtspielhaus mit dem unverwechselbaren Charme der Fünfzigerjahre versammelt.

Auf der Straße konnten sie bei einem Getränk die voraussichtlich letzten hochsommerlichen Abendstunden des Jahres genießen und durch die weit geöffneten Türen des Kinos den rockigen Klängen der Formation „Dave Weth“ lauschen, die den Abend im Foyer des Kinos eröffnete.

Samtweiche Stimme

Im Saal warteten dann zunächst leisere Töne des Gitarren-Duos „David & José“ auf das Publikum. Der 19-jährige David Riter wurde seit seinem zwölften Lebensjahr von Onkel und Cousin in der Tradition des Sinti-Swings ausgebildet. Zusammen mit seinem Lehrer José Díaz de León, der im letzten Jahr noch mit der Formation „Pangea Última“ auf der Bühne gestanden hatte, bewies Riter als Solist Persönlichkeit und erstaunliche Reife. In Klassikern von Django Reinhardts („Minor Blues“), aber auch neueren Kompositionen warfen sich Riter und Díaz gegenseitig die Bälle zu, wechselten immer wieder die Rollen und zeigten klangliche Delikatesse, enorme Geschwindigkeit und interpretatorischen Geschmack. Schließlich bekamen die beiden Musiker noch Verstärkung durch Johann May. Der Gitarrist der Band „Jin Jim“ griff für ein paar Stücke zum Bass, um dem Klang des Duos noch mehr Fundament zu geben. Den Höhepunkt des Sets bildete der Standard „There Will Never Be Another You“. Hier spielte José Díaz nicht nur Gitarre, sondern übernahm mit seiner samtweichen Stimme auch den Gesangspart.

Energiegeladenes Potpourri

Der Kontrast hätte nach der Pause kaum größer sein können. Schon mit den ersten Takten machte die Hürther Cover-Fomation „Re:covery“ klar, dass sich das Publikum in der nächsten Stunde auf ein energiegeladenes Potpourri aus Pop- und Rock-Hits der letzten Jahrzehnte freuen konnte. Der Sound war laut und direkt, die Stimme von Kati Schrebb markant. Mit Hymnen wie „You Give Love A Bad Name“ (Bon Jovi), „Down Under“ (Men at Work), „Can’t Stop“ (Red Hot Chili Peppers) oder „Don’t Stop Me Now“ (Queen) brachten die Musiker Bewegung ins Publikum. In Chart-Hirts wie „You’ve Changed“ der australischen Sängerin Sia oder „What The Hell Are You Waiting For“ der Nu Metal-Band Linkin Park zeigte sich die Band wandelbar und experimentierfreudig, wofür sie vom Publikum begeistert gefeiert wurde.

Grandioser psychedelischer Strudel

Das furiose Finale des Abends bildete schließlich der Auftritt der Formation „Jin Jim“ mit Frontmann Daniel Manrique-Smith an C-, Alt- und Bassflöte. Das aus dem Kölner Raum stammenden Ensemble verknüpfte eine schier enorme Bandbreite an Einflüssen aus Rock, Fusion, Latin, Folk, Electro und Ethno miteinander, um die Zuhörer in einen grandiosen psychedelischen Strudel aus virtuos verschachtelten Rhythmen, sich überlagernden Patterns und ausgefallenen Soli zu ziehen. Allen voran begeisterte Manrique-Smith das Publikum mit unkonventionellem Zugriff auf sein Instrument. Durch Überblasen, Perkussives Beatboxing und geräuschhafte Passagen erweiterte er die klangliche Bandbreite seiner Flöte ins Orchestrale und eröffnete Klangwelten, in denen sein Instrument nahezu elektronisch klang. Auch die anderen Bandmitglieder zeigten sich als exzellente Solisten und routinierte Ensemble-Musiker, die das Publikum bis zur letzten Sekunde des Abends in Atem hielten. Kein Wunder, dass „Jin Jim“ kürzlich vom NDR zu den „absoluten Senkrechtstarter-Bands in der deutschen Jazzszene“ gezählt wurde.

Nach dem Konzert waren Max Schrebb, Erster Vorsitzender von Hürth Rockt, sowie Günter Reiners, Vorsitzender des Hürther Jazzclubs sichtlich begeistert und freuten sich bereits auf die nächsten Kooperationen im kommenden Jahr. Rock- und Jazzfreunde müssen aber nicht so lange warten, um gute Musik zu hören: Am 8. September lädt Hürth Rock zu „Rock am Teich“. Der Höhepunkt im Programm des Jazzclubs folgt am 29. September mit der Hürther Jazznacht. Karten für beide Events gibt es jeweils bei den Vereinen, im Berli-Theater sowie im Bürgerhaus und bei KölnTicket.